Buchempfehlung: "Die große Welt und die kleine Paula"
Eine Geschichte der Behinderung von Heinz Becker
Paula Kleine hat über 25 Jahre in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft der ASB-Gesellschaft für soziale Hilfen gewohnt und die ASB-Tagesförderstätte besucht. Seit 1931, ihrem dritten Lebensjahr, hat sie in Einrichtungen gelebt, zuerst im Kinderheim, dann in einer Anstalt in Franken. Dort wurde sie von mutigen Ordensschwestern auf dem Dachboden versteckt, als die Transporte in die Vergasungsanstalten kamen.
Später ist sie wieder in den Norden gekommen und hat im Kloster Blankenburg gelebt, bis zur Auflösung der Anstalt, an der auch der ASB mitgewirkt hat. So kam Frau Kleine zum ASB und mit dem ASB zum Blaumeier-Atelier. Hier wurde sie schließlich Schauspielerin: sie hatte eine Hauptrolle in dem Film „Verrückt nach Paris“.
In der ASB-Tagesförderstätte hat sie den damaligen Leiter Heinz Becker kennen gelernt. Der hat mit ihr und mit vielen Menschen, die sie begleitet haben, gesprochen, Archive und Berichte ausgewertet und nun ein Buch über ihr Leben geschrieben.
Paula Kleine hat fast ihr ganzes Leben in Einrichtungen der Psychiatrie und der Behindertenhilfe zugebracht. Sie hat in Schlafsälen und in einer kleinen Wohngemeinschaft gelebt, Wäsche gewaschen, Kartoffeln geschält, Seidentücher bemalt und wurde als Filmschauspielerin bekannt.
Die Geschichte von Paula Kleine ist verbunden mit der Geschichte der Behindertenhilfe des ASB in Bremen, der Geschichte des Fachgebiets und der unserer Gesellschaft. Aber auch das wäre noch „nur“ eine schöne Geschichte, wenn wir daraus nicht Konsequenzen ziehen für das 21. Jahrhundert.
Neben der Lebensgeschichte von Paula Kleine wird die Fach- und Ideengeschichte der Behindertenhilfe erzählt, die eingebettet ist in die Geschichte unserer Gesellschaft. Das Buch „Die große Welt und die kleine Paula“ von Heinz Becker ist im Beltz-Verlag erschienen und kostet 29,95 Euro.