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Hilfen für Menschen mit Behinderung

Das Personzentrierte Arbeiten: Ursprung und Definition

Die ASB-Gesellschaft für soziale Hilfen mbH arbeitet nach den Grundsätzen des personzentrierten Konzepts.

Der personzentrierte Ansatz wurde von dem amerikanischen Psychologen Carl Rogers entwickelt und u. a. von Marlis Pörtner, einer Schweizer Psychologin und Psychotherapeutin, auf die Arbeit von Menschen mit Behinderung übertragen und weiterentwickelt.

Personzentriert arbeiten heißt nach Marlis Pörtner, Menschen in ihrer persönlichen Eigenart ernst zu nehmen, ihre Ausdrucksweise zu verstehen und sie zu unterstützen, eigene Wege zu finden, um innerhalb ihrer Möglichkeiten angemessen mit der Realität umzugehen.

Personzentriert arbeiten heißt, mit den betroffenen Personen, nicht für sie Probleme zu lösen, Projekte zu entwickeln und Entscheidungen treffen. Das heißt, ihre unterschiedlichen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ansichten zu berücksichtigen und einzubeziehen sowie ihnen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Selbstverantwortung zuzutrauen.

Personzentriert arbeiten heißt, Ressourcen einer Person wahrzunehmen und zu fördern.

Grundlagen der personzentrierten Arbeit

Im Folgenden werden die Aspekte dargestellt, die für die tägliche Arbeit mit Menschen mit Behinderung von Bedeutung sind.

Das humanistische Menschenbild

sieht in jedem Menschen eine eigenständige, in sich wertvolle Persönlichkeit und respektiert die Verschiedenartigkeit des Menschen. Jeder Mensch ist grundsätzlich auf Wachstum und Entwicklung ausgerichtet und hat eigene Fähigkeiten zu Veränderung und Problemlösung in sich.

Die personzentrierte Haltung hat drei Komponenten:

Empathie oder einfühlendes Verstehen ist das Bestreben, das Erleben und die Gefühle des Gegenübers zu erfassen. Einfühlendes Verstehen meint ein Sich-Hineinversetzen in die Welt des Anderen.

Wertschätzung bedeutet, sein Gegenüber als ganze Person, mit allen Schwierigkeiten und Möglichkeiten, so wie sie gerade ist, zu akzeptieren.

Kongruenz oder Authentizität bedeutet, dem Gegenüber authentisch zu begegnen und sich seiner eigenen Gefühle, Impulse und Eindrücke bewusst zu sein.

Mit Handlungsgrundlagen und Richtlinien für den Alltag stellt das Personzentrierte Konzept Werkzeuge zur Verfügung, mit denen wir unsere tägliche Praxis prüfen und stetig verbessern können.

Handlungsgrundlagen

Das Gleichgewicht zwischen Rahmen und Spielraum

Es braucht stets beides: Rahmen und Spielraum:

Es braucht einen Rahmen, damit die Situation Sicherheit vermittelt und überschaubar bleibt.

Und es braucht Spielraum, damit der Rahmen nicht als Einschränkung wirksam wird, sondern einen geschützten Raum bietet, in dem eigene Impulse erprobt und Entscheidungen getroffen werden können.

Das Gleichgewicht zwischen Rahmen und Spielraum ist ein entscheidender Faktor der Betreuungsarbeit. Menschen mit Behinderung bestmögliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, bedeutet immer: soviel Rahmen wie nötig und so viel Spielraum wie möglich zur Verfügung stellen.

Klarheit

Klarheit ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Umsetzung der personzentrierten Haltung. Es muss ein Bewusstsein dafür vorhanden sein, was vorgegeben ist und worüber diskutiert werden kann. Feststehende Tatsachen müssen klar mitgeteilt werden.

Erleben als zentraler Faktor

Wie etwas subjektiv erlebt wird ist oft viel wichtiger als die Frage, was sich objektiv ereignet hat. Dieses subjektive Erleben ist ein zentraler Aspekt der Persönlichkeit, ein Schlüssel zum Verstehen und ein Zugang zu Ressourcen.

Nicht was fehlt ist entscheidend, sondern was da ist

Nicht in den Defiziten liegt das Potential, sondern in den Ressourcen. Diese müssen erkannt, gefördert und genutzt werden. Wenn wir von dem ausgehen, was bereits vorhanden ist, beziehen wir die Möglichkeit ein, dass es wachsen und sich verändern kann.

Die kleinen Schritte

Jeder Schritt, und sei er noch so klein, beweist die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, selbst unscheinbare Entwicklungsschritte zu sehen und anzuerkennen.

Der Weg ist ebenso wichtig wie das Ziel

Manchmal ist die Erfahrung, sich auf den Weg zu machen und selber etwas bewirken oder verändern zu können, viel wichtiger als eine bestimmte Problemlösung oder das Erreichen eines vorgegebenen Ziels.

Eine prozessorientierte Betrachtungsweise, die sich nicht an einer einmal erworbenen Erkenntnis festmacht, sondern Veränderungen wahrnimmt und einbezieht, ist charakteristisch für personzentrierte Arbeit.

Vertrauen auf Entwicklungsmöglichkeiten

Zur personzentrierten Haltung gehört, Menschen grundsätzlich Entwicklungsmöglichkeiten zuzutrauen, aber – und das ist ebenso wichtig – Entwicklung nicht zu forcieren. Erst wenn ein Mensch so angenommen wird, wie er im Augenblick ist, werden Veränderungen möglich.

Selbstverantwortung

Jedem Menschen wird in dem Maß, in dem es seine Fähigkeiten und Möglichkeiten erlauben, Verantwortung für sich selbst sowohl zugestanden als auch zugetraut.

Die Richtlinien für den Alltag

sind keine starren Regeln, sondern ein Gerüst, an dem man sich orientieren soll. Es steht immer die Frage: Was bedeutet diese Richtlinie in dieser konkreten Situation, mit diesem Menschen, unter diesen Rahmenbedingungen?

Die Richtlinien müssen je nach Umfeld und Rahmenbedingungen immer wieder anders umgesetzt werden. Hier ist Differenzierung erforderlich, ohne die personzentriertes Arbeiten nicht denkbar ist.

  • Zuhören
  • Ernst nehmen
  • Von der „Normalsituation" ausgehen
  • Beim Naheliegenden bleiben
  • Sich nicht von Vorwissen bestimmen lassen
  • Erfahrungen ermöglichen
  • Auf das Erleben eingehen
  • Ermutigen
  • Nicht ständig auf das „Symptom" starren
  • Eigenständigkeit unterstützen
  • Überschaubare Wahlmöglichkeiten geben
  • Stützen für selbstständiges Handeln anbieten
  • Klar informieren
  • Konkret bleiben
  • Die „Sprache" des Gegenüber finden
  • Den eigenen Anteil erkennen
  • Die Situation ansprechen

Quelle und zum Weiterlesen empfohlen

Pörtner, Marlis (2015): Ernstnehmen, Zutrauen, Verstehen. Stuttgart: Klett-Cotta